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Guatemala

November / Dezember 2019

Von Mexiko City flog ich nach Guatemala City, wo ich meine Schweizer Reisepartnerin traf. Eine Touristen-Van brachte uns an unsere erste Destination Antigua. Diese Touristen-Vans begegneten uns immer wieder, denn die Touristen haben alle ungefähr die gleiche Route, die diese Busse bedienen. Mit dem lokalen Bussen würden die Fahrten viel länger dauern, da oft mehrmaliges Umsteigen notwendig wäre.

Antigua

Antigua ist ein kleines historisches Städtchen, das zwar von den Touristen lebt, aber doch eine lebendige guatemaltekische Stadt geblieben ist, wo die Einheimischen ihren Tätigkeiten nachgehen. Drei mächtige Vulkane, der Agua (3‘766 m), der Fuego (3‘763 m) und der Acatenango (3‘976 m), umgeben die Stadt. Vulkanausbrüche und Überschwemmungen ereigneten sich immer wieder und noch während der Kolonialzeit verlor der Ort nach einem schweren Erdbeben 1773 seinen Status als Hauptstadt. Heute ist Antigua ein Provinzstädtchen mit einer intakten kolonialen Architektur und Kopfsteinpflaster-Strassen. 1979 wurde es als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt.

Die Fassade der Kirche ‚Iglesia y Convento de Nuestra Señora de la Merced‘

Ein typisches Haus in Antigua

Die Überreste des 1538 gegründeten Dominikaner-Klosters Santo Domingo sind heute Teil des 5-Sterne-Hotels Casa Santo Domingo.

Als erstes mussten wir uns die lokale Währung Quezales beschaffen. Hier wurde mir bewusst, dass Guatemala sich im Besitz weniger Familien befindet, deren Banken mit USD 4 und mehr rekordverdächtig hohe lokale Gebühren für die Geldautomatenbenutzung verlangen. Damit die Geldautomaten immer wieder benutzt werden, ist der maximale Bezug auf umgerechnet bescheidene CHF 250 limitiert.

Die Stadt bietet lauschige Cafes mit teils exzellentem Kaffee und eine grosse Auswahl an guten Restaurants.

Eine Frau beim Nähen eines traditionellen Kleides

Wäre ich alleine unterwegs gewesen, hätte ich den 3‘976 m hohen Vulkan Acatenango auf einer zweitägigen Tour bestiegen, doch meiner Reisepartnerin war dies zu anstrengend, so dass wir die einfache dreistündige Wanderung zu einem Aussichtspunkt mit Sicht auf den Pacaya-Vulkan unternahmen. Von weitem konnten wir die Lava-Auswürfe dieses aktiven Vulkans beobachten.

Auf dem Weg zum Pacaya-Vulkan

Die Lava-Auswürfe des 2’552 m hohen Pacaya-Vulkans auf einer Seite des Kraters

An einem Nachmittag unternahmen wir einen Spaziergang zum Kreuzhügel (Cerro de la Cruz), wo wir die Aussicht über die Stadt und den Vulkan Agua genossen.

Lago Atitlan

Als nächstes reisten wir mit einem Touristen-Van zum See Lago Atitlan, der sich auf 1‘560 m befindet. Mit dem lokalen Bus wäre die Fahrt bedeutend komplizierter gewesen, da kaum Einheimische über diese Strecke reisen.

Wir wohnten im kleinen Städtchen Panajachel, das genug touristisch war, dass wir gute Restaurants fanden. Sogar eine exzellente Gelateria bot ihre selbst gemachten Glacen an.

Der See wird von den drei Vulkanen Toliman (der höchste mit 3‘158 m), Atitlan und San Pedro dominiert. Rund um den See befinden sich ein paar Dörfer, das jedes seinen eigenen Charakter hat. So ist zum Beispiel das kleine Dorf San Marcos La Laguna bekannt als Hippie-Absteige mit Meditations- und Yoga-Angeboten.

Leider war es nicht möglich, mit den lokalen Booten die wichtigsten Dörfer an einem Tag zu besuchen. Da meine Reisepartnerin wenig Zeit hatte, buchten wir deshalb eine Touristentour. Wie schon in Antigua waren die Vulkane morgens jeweils noch kaum in Wolken gehüllt. Gegen Mittag zogen die Wolken auf und verdeckten die Berge, so dass wir die Ausflüge jeweils morgens unternahmen.

In San Juan La Laguna konnten wir dieser Weberin beim Arbeiten zuschauen.

In einem Restaurant in San Pedro La Laguna

Diese Verkäuferin in Santiago Atitlan machte gerade eine Pause.

Da Leute auf Wanderungen um den See überfallen wurden, war dies keine Option. Eine Ausnahme war der 10 km lange Spaziergang vom Hauptort Panajachel zum kleinen Dörfchen San Antonio Palopo, wo wir Frauen beim Weben und Waschen zusehen konnten und uns mit der Dorfjugend am Fussballkasten massen.

Traditionelles Weben

Die Jungens hatten keine Chance.

Chichicastenango

An einem Samstag reisten wir ins 38 km entfernte Städtchen Chichicastenango, da wir am Sonntag den berühmten Markt in diesem Ort besuchen wollten. Chichicastenango ist ein lokales Maya-Zentrum im Hochland Guatemalas. Fast die gesamte Bevölkerung ist hier indigener Abstammung.

Am Samstag besuchten wir den farbenfrohen Friedhof und einen Ort in einem Wald, wo Einheimische Priester bezahlen, um mittels Maya-Ritualen die Götter auf ihre Seite zu bringen. Diese Rituale sollen in allen möglichen Lebenslagen wie zum Beispiel Prüfungen, Geschäftliches oder Gesundheit helfen.

Wie die Häuser sind auch die Friedhöfe sehr farbenfroh.

An dieser Stätte fand erst kürzlich ein Maya-Ritual statt, das in allen Lebenslagen helfen soll.

Eine Metzgerei: Das Fleisch hängt ungekühlt offen an einer Strasse.

Am Markttag am Sonntag strömten die Leute aus den umliegenden Dörfern in die Stadt, um sich mit Waren einzudecken, aber auch um einen Schwatz mit Bekannten abzuhalten. Dieser Markt war einer der Höhepunkte unserer Guatemala-Reise. Das geschäftige Treiben und vor allem die Frauen mit ihren wettergegerbten Gesichtern und den farbigen lokalen Kleidern beeindruckten uns.

Am sonntäglichen Markttag wird auch die Messe rege besucht.

Vor der Kirche schwenkt diese Frau ein Weihrauchgefäss durch die Luft.

Marktszenen

Diese Frau bereitet frische Tortillas zu. Die dunklen Tortillas erhalten ihre Farbe aus dem Mehl der blauen Maiskolben.

Quetzaltenango (Xela)

Unsere nächste Destination war das auf 2‘367 m liegende Quetzaltenango, das aber meist Xela genannt wird, eine Abkürzung des ursprünglichen Maya-Namens für diese Stadt. Es ist eine untouristische, ganz normale guatemaltekische Stadt. Wegen ihrer Höhe wurde es nach Sonnenuntergang sofort unfreundlich kühl.

Die Stadt selbst weist kaum Sehenswürdigkeiten auf, aber es gab einige gute Cafés, Bäckereien, Restaurants und Pubs.

Fuentes Georginas

Eine Sehenswürdigkeit waren die Fuentes Georginas, heisse Quellen mit verschiedenen Becken, die von einer beeindruckender tropischen Vegetation umgeben waren. Sie sind rund 20 km von Xela entfernt und konnten ohne eigenes Fahrzeug nur über eine Tour besucht werden, da kein Bus zu den Quellen fährt. Wir genossen ein paar Stunden im angenehm heissen Wasser, inmitten der speziellen, an dieses Mikroklima angepassten Vegetation.

Wir genossen ein paar wohltuende Stunden im warmen Wasser der Quellen Fuentes Georginas.

Salcaja

Nachmittags besuchten wir mit einem Bus das 10 km von Xela entfernte Städtchen Salcaja, das gemäss Tourist Information sehenswert sei. Na ja, wir haben ein lärmgeplagtes, staubiges Städtchen angetroffen. Hier findet sich die 1524 erbaute älteste Kirche in Südamerika mit dem Namen ‚Ermita de Concepción La Conquistadora‘.

Die 1524 erbaute Kirche mit dem Namen ‚Ermita de Concepción La Conquistadora‘ ist die älteste in Südamerika.

In der neuen Kirche des Städtchens Salcaja

San Andres

Mit einem weiteren Bus fuhren wir ins höher gelegene und schon eher sehenswerte San Andres, das für seine Kirche ‚Iglesia San Andrés Xecul‘ bekannt ist. Auf der gelben Fassade finden sich Engel, Heilige, Blumen, Tiger, Affen und Kletterpflanzen in den verschiedensten Farben.

Die einzigartige Kirche ‚Iglesia San Andrés Xecul‘

An diesem Abend fand eines der vielen lokalen Feste statt. Vor der Kirche waren bereits Stühle aufgestellt und ein Chor sang kirchliche Lieder.

Kurz vor Sonnenuntergang nahmen wir den letzten Bus zurück nach Xela.

Am nächsten Tag stand die Besteigung des Vulkans Santa María (3‘772 m) auf dem Programm. Da meiner Reisepartnerin die Besteigung zu anstrengend war, buchte sie eine Tour zum Volcán Santiaguito (2‘488 m). Morgens war ich um 6 Uhr am vereinbarten Treffpunkt. Es war kalt und die Dämmerung setzte langsam ein. Ich war alleine dort und blieb auch alleine. Eigentlich sollte ich mit einem Bus abgeholt werden und gleich beim Fahrer bezahlen. Um 7 Uhr war ich zurück im Hotel, wo die Rezeption die Telefonnummer des Reisebürobesitzers kannte. Schlaftrunken meldete er sich am Telefon. „I am sorry“ war alles, was ich von Adrenalina Tours zu hören bekam. Ich war sehr enttäuscht, denn am nächsten Tag wollte meine Reisepartnerin weiter reisen und daher war eine Besteigung nicht mehr möglich. Für diese oder eine andere Wanderung war es am gleichen Tag bereits zu spät, so dass ich den Tag ruhig anging und von Zeit zu Zeit einen Blick auf den wolkenlosen Vulkan Santa María warf. Es wäre der ideale Tag für die Vulkanbesteigung gewesen.

Distillerie Casa Botran

Als ich erfuhr, dass sich in der Nähe von Xela eine Rum-Distillerie befindet, war klar, dass ich ihr einen Besuch abstatteten wollte. Eigentlich waren alle Führungen in dieser Woche ausgebucht, doch als ich die Distillerie anrief und ihr erklärte, wie gerne ich die Distillerie besuchen wollte, war die Dame bereit, für uns eine zusätzliche Führung mit Degustation durchzuführen. Diese Distillerie produziert den Rum direkt aus den Zuckerrohrpflanzen, was einen aromatischeren Rum ergibt als der Rum aus Molasse, wie ihn zum Beispiel die Distillerie Travellers in Belize herstellt. Leider durften wir im Innern der Distillerie nicht fotografieren. Umso mehr kamen wir bei der Degustation auf unsere Kosten. Mir gefiel der gemäss Sistema Solera 15 anos Reserve am besten. Bei diesem Rum kamen die Rum-Aromen wunderbar zur Geltung. Der Sistema Solera 18 anos war noch ausgeglichener, so dass die typischen Rum-Noten weniger hervor traten. Beide Rums waren ausgezeichnet, so dass ich je eine Flasche kaufte und mir auf der weiteren Reise von Zeit zu Zeit einen Schluck genehmigte. Das Sistema Solera bedeutet, dass der Rum über die Jahre immer wieder mit jüngerem Rum gemischt wird, um eine gleichmässige Qualität sicher zu stellen.

Die Degustation war gut organisiert. Der Sistema Solera 18 anos Rum wurde später serviert.

Die beiden Rums Sistema Solera 15 anos und Sistema Solera 18 anos sind beides ausgezeichnete Destillate.

Anschliessend wollten wir den 20 km entfernten Laguna Chicabal besuchen, ein für die Maya’s heiliger Kratersee im Vulkan Chicabal. Gegen Mittag war es für den Besuch des Sees bereits zu spät, da Nachmittags meist Nebel aufzieht. Zudem wären wir zu dieser Zeit alleine dort, was ein Sicherheitsrisiko darstellte.

Leider gab es keine direkte Bus-Verbindung von Quetzaltenango zum 460 km entfernten Rio Dulce, unserem nächsten Reiseziel. Die Option Touristen-Van hätte einen Privat-Transfer zu einem Umsteigeort beinhaltet, so dass die Fahrt USD 60 gekostet hätte. Dies schien uns viel für ein Land wie Guatemala. Deswegen entschieden wir, mit einem regulären grossen Bus nach Guatemala City zu fahren, dort zwei Mal zu übernachten, die Stadt zu erkunden und dann mit einem weiteren regulären, aber bequemen grossen Bus nach Rio Dulce zu fahren.

Guatemala City

Eigentlich war Guatemala City nicht Teil unserer geplanten Route. Es schien uns zu gefährlich im Verhältnis zur beschränkten Menge an Sehenswürdigkeiten. Wie in jeder Grossstadt gibt es auch in Guatemala City sicherere und weniger sicherere Gegenden. Die Zone 10 wurde als sicher eingestuft, so dass wir unser Hotel dort buchten. Es zeigte sich, dass sich in dieser Zone das moderne Guatemala City befand, mit Hotels wie Hilton oder Holiday Inn. In der Nacht spazierten wir sogar zu nahe gelegenen Restaurants, ohne dass uns etwas zugestossen wäre. Wir benutzten Uber als Transportmittel in der Stadt. Einerseits war es wegen der Bewertungen der Fahrer am sichersten, andererseits war es aber auch sehr preiswert.

Da das Restaurant Flor de Lis am folgenden Abend geschlossen war, besuchte ich am ersten Abend das von anderen Reisenden auf Tripadvisor empfohlene Restaurant, das am ehesten einem Gourmet-Restaurant entsprach. Trotz guten Ansätzen konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen.

Überraschenderweise waren die beiden wichtigsten Museen ‚Museo Ixchel del Traje Indigena‘ und ‚Museo Popol Vuh‘ am Sonntag geschlossen, so dass wir auf den Besuch verzichten mussten. Beide Museen dokumentieren die Vielfalt der indigenen Handwerkskunst.

Die Kirche ‚Iglesia Nuestra Señora De La Merced‘ ist die eindruckvollste koloniale Kirche in Guatemala. Ihr Bau begann 1548. Die Kirche wurde immer wieder vergrössert und verziert, bis 1717 ein Erdbeben die Kirche zerstörte. Schon wenige Jahre nach dem Wiederaufbau wurde die Kirche durch ein Erdbeben ein weiteres Mal zerstört, und anschliessend nochmals aufgebaut. In der Kirche befinden sich viele Statuen von Heiligen, so dass die Gläubigen immer einen Schutzpatron finden, den sie mit Hingabe anbeten und um Hilfe bitten können.

Die ‚Catedral Metropolitana del Apóstol Santiago de Guatemala‘ liegt direkt am Parque Central, dem Hauptplatz der Stadt. Diese Kirche wurde ebenfalls immer wieder von Erdbeben zerstört. Bei unserem Besuch begann gerade die Messe, so dass wir den Einzug der vielen Geistlichen verfolgen konnten.

In der Kirche ‚Catedral Metropolitana del Apóstol Santiago de Guatemala‘ konnten wir den Einzug der Geistlichen am Anfang einer Messe miterleben.

In der Nähe befand sich die Fussgängerzone mit unzähligen Geschäften, die von den Einheimischen an diesem Sonntag rege besucht wurden.

Das ‚Nacional Museo Nacional  de Arqueología y Etnología‘ zeigte Maya-Funde wie Statuen, Grabstelen, Jade-Kunst und Keramiken. Zudem brachte es uns die Kultur der verschiedenen indigenen Völker Guatemalas näher.

Am nächsten Tag reisten wir mit einem Überlandbus ins 280 km entfernte Rio Dulce.

Rio Dulce

Das Städtchen Rio Dulce liegt am See Lago de Izabal. Wir wohnten in einem Bungalow ein paar Bootsminuten vom Ort entfernt direkt am Fluss. Die Anlage beinhaltete auch einen vollbelegten Jachthafen, denn Rio Dulce gilt als sicherer Ankerplatz während der Hurrikan-Saison von Juni bis Dezember.

Castello San Felipe

Am nächsten Tag unternahm ich von Rio Dulce aus einen 3 km langen Spaziergang zur Festung ‚Castello San Felipe‘, die strategisch günstig auf einer Landzunge steht, von wo der Schiffsverkehr auf dem Fluss Rio Dulce kontrolliert werden konnte. Im Laufe der Zeit verfiel die Anlage. Heute kann eine 1956 erbaute Rekonstruktion bestaunt werden.

Die typischen farbigen Gräber auf dem Weg zur Festung ‚Castello San Felipe‘

Die rekonstruierte Festung ‚Castello San Felipe‘

Livingston

Jeder Besucher von Rio Dulce unternimmt eine Flussfahrt den Rio Dulce Fluss hinunter durch den Rio Dulce National Park an die Karibikküste. Die Fahrt nach Livingston führt durch Mangroven, an überwachsenen Flussufern vorbei und über einen See mit einem Stopp an heissen Quellen.

Auf der Flussfahrt von Rio Dulce nach Livingston

Unterwegs verkaufen Frauen ihre selbst gemachten Waren von kleinen Booten aus an die Touristen.

An diesem heruntergekommenen Küstenstädtchen angekommen wähnt man sich in einem anderen Land. Die Leute sind schwarz, die Frauen dick und Reggae tönt aus den Lautsprechern. Das Volk der Garifuna besteht grösstenteils aus Nachkommen meuternder schwarzen Sklaven von der Karibikinsel St. Vincent, die sich im Laufe der Zeit mit anderen Kariben, Mayas und meuternden Matrosen vermischten und eine eigene, vielfältige Kultur und Sprache entwickelten. Wir hatten Glück, dass wir am Nationalfeiertag der Garifunas am 26. November in Livingston waren. Ein Umzug zog durch die Stadt, improvisierte Stände boten Essen und Getränke an, überall wurde laute Musik gespielt und allgemein herrschte eine ausgelassene Stimmung.

Ein weiterer Höhepunkt Guatemalas ist die Gegend um Semuc Champey. Hier finden sich zahlreiche Becken, durch die der Fluss Rio Cahabon fliesst und die zum Baden einladen. Die Anfahrt ab Rio Dulce schien uns mit einigen Umsteigepunkten kompliziert. Erst als wir das Ticket nach Flores gekauft hatten, merkten wir, dass ein direkter Touristen-Van nach Semuc Champey gefahren wäre. Wir hätten es ahnen können.

Flores

Das kleine Städtchen Flores umfasst eine ganze, wenige Hundert Meter lange Insel im See Lago de Petén Itza, die via einem 500 m langen Damm mit dem Festland verbunden ist. Wegen der Kleinheit der Insel bieten viele der guten Restaurants und Hotels Seesicht. Es ist ein pittoreskes Städtchen mit Kopfsteinpflasterstrassen und engen Gassen.

Auf dem See ‚Lago de Petén Itza‘, in dem Flores eine Insel bildet

Flores selbst bietet kaum Sehenswürdigkeiten. Aber es ist der Ausgangspunkt für den Besuch von Tikal, der imposantesten Maya-Ruinenstadt in Guatemala.

Tikal

Im Reiseführer und auf Webseiten hatte ich gelesen, dass ein Ticket für Tikal ab vier Uhr nachmittags des Vortages gültig ist, so dass man in dieser historischen Stätte bereits den Sonnenuntergang erleben kann, bevor man am nächsten Tag die ganze Anlage erkundete. Deshalb entschieden wir uns, gleich beim Park in einem teureren Hotel zu übernachten. Als wir am Parkeingang ankamen und unsere Tickets lösen wollten, wurde uns beschieden, dass die Regeln bereits vor drei Jahren änderten und nun für jeden Tag einzeln Eintritt bezahlt werden muss. Zudem hätten wir ein zusätzliches Ticket für einen Eintritt zur Zeit des Sonnenuntergangs kaufen sollen, da ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten zwingend ein Führer dabei sein muss. Da wir wegen der Bewölkung keinen Sonnenuntergang erwarteten, war dies keine Option. Da der Parkeingang und unser Hotel sich mitten im Dschungel befand, hatte das Hotel den Tag durch keinen Strom und kein Internet. Erst abends wurde der Generator angeworfen und über Satellit war dann ein sehr langsamer Internetzugang vorhanden.

Am nächsten Morgen um sechs Uhr öffnete der Park seine Tore und die wenigen Besucher verteilten sich schnell auf dem Gelände. Wir besuchten zuerst weniger bekannte Tempel, so dass wir von Anfang an alleine unterwegs waren. Die Mayas bewohnten diese Gegend ab 700 v. Chr. Schon bald begannen sie, religiöse Steinbauten zu errichten. Die Bewohner von Tikal waren erfolgreiche Krieger und weiteten ihren Machtbereich immer weiter aus. Im 6. Jahrhundert nach Christus hatte Tikal auf einer Fläche von 30 km2 über 100‘000 Einwohner. Um 900 n. Chr. wurde die Stadt aus unbekannten Gründen aufgegeben, aber die Stadt ging nicht vergessen, wie Aufzeichnungen spanischer Missionare zeigen. Ab dem 19. Jahrhundert untersuchten diverse Archäologen die Stätte. Die Tempel und Plätze wurden ausgegraben, teilweise restauriert und von Bäumen und Kletterpflanzen befreit. 1979 wurde der Nationalpark UNESCO Weltkulturerbe.

Tikal unterscheidet sich von den anderen Maya-Stätten, weil es sich heute als einzige mitten im Dschungel befindet. Zudem ist die Form der steilwandigen, teils über 60 Meter hohen Pyramiden einzigartig. Die Wanderung von einem Tempel zum anderen führte durch dichte Vegetation. Man hörte Vögel und den lauten Brunft-Schrei der Brüllaffen. Wir konnten diesen Affen sogar zuschauen, wie sie von Baum zu Baum hangelten.

Leider war das Wetter am Morgen früh bewölkt und neblig. Einerseits erlebten wir eine mystische Stimmung, aber die Fotos überzeugten nicht.

Der 47 Meter hohe Tempel I früh morgens. Er wurde zwischen 682 und 734 n.Chr. erbaut.

Dies ist eine von zwei Masken, die auf jeder Seite der Treppen des Tempels II zu finden sind. Der Tempel II wird deswegen auch Tempel der Masken (Templo Del Mascaras) genannt.

Erst gegen dem Schluss unserer Tikal-Erkundung schien die Sonne. Meine Reisepartnerin wollte einfach nur zurück, aber ich war doch in der Lage, ein paar tolle Bilder zu schiessen.

Im Vordergrund der ‚Grand Temple“ des ‚Mundo Perdido‘ Komplexes.

Die Aussicht von 57 Meter hohen Tempel IV auf die Tempel I, II und III.

Auf dem Weg zum Ausgang kamen wir nochmals beim Tempel I vorbei. Die Fotos werden mit Sonnenschein einfach besser.

Nach einem weiteren Tag in Flores reisten wir weiter nach Belize.

Guatemala bot wenige aussergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, aber es war für Touristen im Verhältnis zum Lebensstandard der Bevölkerung teuer. Wahrscheinlich lag das daran, dass jedes Geschäft Schutzgeld bezahlen muss, das auf die Konsumenten abgewälzt wird. Da ein Grossteil von Guatemala auf einer Höhe über 1‘500 m liegt, war es abends und in der Nacht kühl. Zudem schien oft nur am Morgen die Sonne und nachmittags zogen Wolken auf. Unabhängig unterwegs zu sein war meist kompliziert und teils wegen der Sicherheitslage nicht angezeigt, sodass wir oft in Touristenbussen reisten und an überteuerten Touristentouren teilnahmen, was ich eigentlich wenn möglich vermeiden möchte.