Mai 2013
Lange Zeit war ich nicht sicher, wohin ich nach meinem Südafrika-Aufenthalt reise. Madagaskar, Mauritius, die Seychellen, eine Kombination dieser Inseln und Jordanien waren die Möglichkeiten. Das Eidgenössische Departement des Äussern warnte vor Kriminalität und politischen Spannungen und Demonstrationen im Vorfeld der Präsidentenwahlen in Madagaskar. Zudem sind die madagassischen Strassen in schlechtem Zustand. In Mauritius hat es unterdessen so viele Autos, dass es jeden Tag auf der Ringstrasse um die Insel Stau gibt. Bei den Seychellen war ich nicht sicher, ob ich als Alleinreisender unter all den verliebten Pärchen fehl am Platz war.
Da habe ich mich an ein Deutsches Pärchen erinnert, das ich auf den Philippinen getroffen habe und die mir erzählten, dass sie auf den Seychellen waren. Sie entkräfteten meine Zweifel und konnten mir viele wertvolle Tipps geben. Zehn Tage vor meiner Abreise kontaktierte ich die Hotels/Gasthäuser auf den Seychellen. Nachdem ich die Übernachtungen gesichert hatte, buchte ich sechs Tage vor der Abreise von einer Lodge im Kruger Park aus den Flug und einen Tag vor Abflug ein Mietauto, wie üblich bei Thrifty Rent-A-Car, nachdem ich mit Aktien dieser Firma einen grossen Gewinn erzielte. Da gebe ich gerne etwas zurück.
Ich kam erst nach 20 Uhr zum Thrifty Büro im Flughafen von Mahe, der Hautpinsel der Seychellen. Der Thrifty-Angestellte John und seine Freundin erwarteten mich bereits und übergaben mir den Wagen. Nachdem ich erzählte, dass ich zu meinem Hotel fahren wolle und ihn um ein paar Weghinweise fragte, offerierte er mir gegen einem bescheidenen Zustupf spontan, mir mit seinem Wagen vorauszufahren, obwohl er eigentlich in der entgegengesetzten Richtung wohnt. Er war nicht sicher, ob ich das Hotel finden würde, da es schon stockdunkel war. Ich nahm das Angebot an. Nach dreissig Minuten Fahrt im Hotel angekommen war ich froh, dass John mir den Weg gezeigt hatte, denn ich hätte das Hotel nicht auf Anhieb gefunden. John kramte noch eine Flasche Schnaps aus seinem Auto und offerierte mir einen Schluck und dann noch einen. Kein Wunder, hat diese Firma so viel Wert, bei diesem Kundenservice!
Mahe
Das Hotel war am Beau Vallon Strand im Norden Mahes. Der Strand ist lang und breit und ideal zum Schwimmen und Joggen.
Am nächsten Tag erkundete ich die Hauptstadt Victoria. Victoria besteht aus wenigen Strassenzügen und hat keine touristischen Höhepunkte. Eine zwei Meter hohe Kopie des Big Ben in London ist bereits eine Attraktion. Eine andere ist der Markt, wo man grosse Fische sieht. Weiter gibt es noch ein bescheidenes National History Museum, das man in zehn Minuten gesehen hat. Mein wichtigster Besuch war im Büro der grössten Telefongesellschaft der Seychellen, Cable & Wireless, um eine SIM-Karte für den mobilen Internetzugang zu kaufen. Diese kaufe ich in jedem Land, aber auf den Seychellen war das die einzige Art, bezahlbar ins Internet zu gehen. Kostenloses Internet (inkl. WIFI) gibt es nämlich nirgends, im Gegenteil. Acht Euro und mehr pro Stunde sind die Regel.
Am Nachmittag und die nächsten beiden Tage erkundete ich mit dem Mietauto die Insel.
Als erstes ist mir Eden Island aufgefallen. Auf dieser künstlichen Insel werden im Endausbau 450 Luxus-Häuser mit Bootsanstoss erstellt. Gemäss ursprünglichem Plan sollten die Bauarbeiten schon lange abgeschlossen sein. Wegen der Finanzkrise stockte der Verkauf der Häuser und entsprechend hinkt die Fertigstellung Jahre hinter dem ursprünglichen Plan hinter her. Die Käufer, meist Südafrikaner, erhalten eine Niederlassungsbewilligung und mit der Zeit einen Seychellischen Pass. Die Häuser werden oft über Firmenkonstrukte gekauft, die auch zur Steueroptimierung genutzt werden können. Da viele Liegenschaften via Time-Sharing mehrere Besitzer haben, kamen auf den Seychellen wegen der Wahlberechtigung dieser potentiell zahlreichen neuen Bürger Bedenken auf.
Leider war das Wetter auf Mahe die ganze Zeit bewölkt, so dass ich keine schönen Fotos von den Stränden dieser Insel schiessen konnte. Ich besuchte die lokale Rum-Distillerie, deren Rum sich aber nicht mit dem kubanischen messen kann.
Praslin
Als nächstes besuchte ich die Insel Praslin, deren Hauptattraktion das UNESCO Weltnaturerbe Vallee de Mai ist. Es ist ein geschütztes Gebiet, wo wegen der Isolation der Seychellen viele einzigartige Pflanzen vorkommen. Eine besondere Attraktion ist die Palme Coco de Mer. Diese bringt die grössten Samen aller Pflanzen hervor. Wenn die Kokosnüsse aufgeschnitten werden, wird der riesige Samen sichtbar, der bei Männern unweigerlich erotische Gedanken provoziert.
Die grösste Nuss der Welt (und die erotischste), von der heimischen Coco de Mer Palme (Bild vom Thomson Reiseprospekt)
Im Vallee de Mai, ein UNESCO Weltnaturerbe
Einer der schönsten Strände auf den Seychellen, Anse Lazio, findet man ebenfalls auf Praslin. Trotzdem war ich enttäuscht von diesem Strand, denn die Hälfte des Strandes war mit Bojen abgesperrt. Schwimmen war nur in diesem Bereich erlaubt, nachdem sich 2011 zwei Haiangriffe ereigneten. Nach dem ersten tödlichen Zwischenfall starb sechzehn Tage später ein weiterer Mann, der sich auf einer Hochzeitsreise befand. Der Strand war wegen der Bekanntheit gut besucht. Ein Traumstrand ist für mich ein Strand, an dem kaum oder keine Leute zu finden sind, wie ich es auf den Philippinen erleben kann.
La Digue
Die längste Zeit verbrachte ich auf der dritten Insel, La Digue, die nur fünf Kilometer lang und drei Kilometer breit ist. Es gibt kaum Autos auf dieser kleinen Insel. Einwohner wie Besucher benutzen das Velo.
Haus auf La Digue
Einige Strände, hier Anse genannt, dieser Insel gelten als die schönsten weltweit. Die Kombination von runden Felsformationen, feinem Sand und glasklarem Wasser machen diese Strände für’s Auge einzigartig. Leider verunmöglichen wuchtige Wellen und starke Strömungen bei den meisten Stränden das Schwimmen.
Anse Marron
Den schönsten Strand Anse Marron erreicht man nur mit einem Führer nach einer zweistündigen Wanderung, bei der man durch’s Wasser waten und über Steine klettern muss. Das schreckt die meisten Leute ab, so dass diesen Strand nur ein paar wenige Leute besuchen.
Unser Tourführer und Koch Robert, der unsere Gruppe zum Strand Anse Marron auf La Digue geführt hat
Anse Patates
Grande Anse
Anse Source d’Argent
Da die Einwohner vom Tourismus leben, wird kaum noch gefischt. Deshalb kann man beim Schnorcheln grosse Fische und Schildkröten sehen.
Die Inseln der Seychellen waren in der Vergangenheit übersät von Riesenschildkröten. Leider starben die meisten Arten aus, da sie einfach zu jagen waren. Zudem waren sie bei den Seefahrern beliebt, denn die Schildkröten überleben mehrere Monate ohne Wasser und Nahrung und waren daher ein willkommener Frischfleischlieferant an Bord. Nur auf einer abgelegenen Inselgruppe findet man auf den Seychellen noch freilebende Landschildkröten.
Die Seychellois, wie die Einwohner der Seychellen sich nennen, sind sehr nette und grosszügige Leute. Bei der Abreise bei einem Hotel haben die Rezeptionistin und ich vergessen, dass ich noch ein paar Biere und Wasser bezahlen sollte. Später bemerkte ich es und rief an, damit das Hotel meine Kreditkarte belastet. Die nette Dame meinte, dass das schon in Ordnung ist und ich nichts bezahlen müsse. Bei einem anderen Hotel hat eine Hotelangestellte mir erklärt, dass sie mir bei der Buchung fälschlicherweise den Preis für zwei Personen genannt hatte. Der Einzimmerpreis war dann einiges tiefer. Zu erwähnen ist noch, dass es auf den Seychellen eine Brauerei gibt. Neben zwei erfrischenden Lagerbieren wird Guinness in Lizenz gebraut. Da das Guinness-Bier eines meiner Lieblingsbiere ist, kam mir das sehr gelegen.
Wie die Fotos zeigen, gelten die Strände zu Recht als die fotogensten der Welt.
Ich bin nun schon über zwei Wochen in Jordanien. Als letztes Land auf dieser Reise werde ich Israel besuchen, bevor ich Ende Juni in die Schweiz zurück kehre.