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Peru

März / April 2015

Lima

Meine nächste Destination war Lima, die Hauptstadt Peru’s. Lima hat sich zur Gourmet-Hauptstadt Südamerika’s entwickelt. Da das Land unzählige Höhen- und Klimazonen abdeckt, wird eine Vielzahl verschiedenster Gerichte angeboten. Unter den zehn besten Restaurants des Kontinents sind gleich drei Restaurants in Lima zu finden, inklusive dem ersten und zweiten Platz. Wie üblich habe ich erst ein paar Tage vor meiner Ankunft damit begonnen, mich mit der neuen Destination zu beschäftigen. Schon bald fand ich heraus, dass ich bei den Top-Restaurants mindestens einen Monat zum voraus hätte reservieren müssen. In der Hoffnung, dass jemand kurzfristig absagt, versuchte ich trotzdem, einen Tisch zu ergattern. Leider ohne Erfolg. Dazu kam, dass ich auf ein Wochenende in Lima ankam und am Sonntagabend die Spitzenrestaurants geschlossen hatten. Einzig eines der besten Restaurants in Lima, das es allerdings nicht unter die ersten 50 Südamerikas’s geschafft hatte, war als Hotelrestaurant jeden Tag offen. So besuchte ich zuerst das La Locanda im Swissotel Lima. Das Menu mit sieben Gängen war so exzellent, dass es einen Vergleich mit französischen Gault Millau Restaurants nicht scheuen musste und das zu einen Drittel des Preises.

Im Restaurant Maido, das die Nummer 7 in Südamerika belegt, konnte ich alle Gerichte und das Menu ohne Tischreservation an der Bar bestellen, sodass ich trotzdem in den Genuss der Kochkunst dieses Restaurants kam. Das Maido ist ein japanisches Restaurant mit Sushi, Sashimi und Miso-Suppe mit deutlichen Peruanischen Einflüssen, sowohl bei den Nahrungsmitteln als auch bei der Art der Zubereitung. Sushi ist hier aber nicht einfach Reis mit einem Fisch darauf. Nur schon die Saucen sind ein Geschmackserlebnis für sich. Dazu kommen weitere  Besonderheiten wie Eier verschiedenster Fische, die auf den Sushi-Stücken serviert werden. Ich bat den Kellner, mir ein Menu zusammen zu stellen und wurde nicht enttäuscht. Leider ist es unmöglich, diese Gaumenfreuden hier zu beschreiben.

Ein Gericht im Restaurant Maido in Lima

Bei den beiden erstklassierten Restaurants Südamerikas „Astrid y Gastón“ und „Central“ hatte ich keine Chance, so kurzfristig einen Tisch zu reservieren. Immerhin gab es im Central die Möglichkeit, an der Bar eine reduzierte Auswahl an Speisen zu probieren. Da es auch eines der fünfzehn weltbesten Restaurants ist, wollte ich auf jeden Fall dort vorbei gehen. Am Empfang erwähnte ich, dass ich zwar kurzfristig einen Tisch reservieren wollte, aber keinen Erfolg hatte. Zu meiner Überraschung bot man mir einen Tisch an und ich konnte sogar das siebzehn-gängige Menu „Mater Elevations“ mit entsprechender Weinbegleitung bestellen, obwohl dieses Menu ebenfalls hätte vorausbestellt werden sollen. Die Erklärung für diese wundersame Wendung erfuhr ich einen Tag später. Um unter die weltbesten Restaurants zu kommen, müssen nicht nur die Gerichte perfekt zubereitet werden. Das Restaurant muss extrem kreativ sein und dem Gast ein Gesamtkunstwerk an Gerichten und Getränken bieten, das er so noch nie erlebt hatte. Dies ist dem Central perfekt gelungen. Das ganze Menu bestand ausschliesslich aus peruanischen Zutaten. Jeder Gang war einer Höhenzone vom Hochgebirge bis unter Null Meereshöhe (Fisch / Meeresfrüchte) zugeordnet. Jeder Gang enthielt nur Zutaten aus der jeweiligen Höhenzone. Wenn es zur Höhenzone passte, wurde der Gang auf einem der Höhe entsprechenden geschliffenen Stein serviert. Jeder Gang war eine spezielle Erfahrung, obwohl mir nicht alle Gänge gleich gut schmeckten. Die Weine umfassten auch Spitzenweine aus Peru, von denen ich sehr überrascht war. Wie Schweizer Top-Weine sind die Mengen wohl zu klein, sodass diese unter der Hand verteilt und im eigenen Land getrunken werden. Die Brote umfassten eine ganze Reihe verschiedener Sorten inklusive einem Coca-Brot, die auf heissen Kohlen serviert wurden, ohne dass die Brote selbst verkohlten. Damit war für mich klar, dass ich sicher wieder nach Lima zurück kommen werde, um auch noch das „Astrid y Gastón“ zu besuchen. Den Bericht über diesen Lima-Besuch im Januar 2016 findest Du hier.

Vom Restaurant Central habe ich keine Bilder. Ich fand es nicht angebracht, in diesem Weltklasse-Restaurant zu fotografieren.

An meinem letzten Abend in Lima besuchte ich nochmals das Maido, weil ich dort an der Bar alle Köstlichkeiten bestellen konnte, ohne mich vorher um eine Reservation zu kümmern. Da man Seite an Seite mit anderen Feinschmeckern an der Bar sass, die oftmals alleine geschäftlich unterwegs waren, kam man schnell ins Gespräch. Mein Nachbar war ein Brasilianer. Er erzählte mir, dass er am Vorabend eine Tisch-Reservation im Central kurzfristig wegen einer dringenden geschäftlichen Angelegenheit absagen musste. Welch ein Zufall! So konnte ich ihm gleich erzählen, dass ich dank ihm im Central zu einem Tisch gekommen war.

Die Tage durch hatte ich genügend Zeit, die Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Lima ist eine riesige Stadt. Viele Gebiete sind arm, hässlich und gefährlich. Ich habe mich daher auf das Zentrum mit den historischen Bauten und das am Meer liegende Geschäftsviertel Miraflores konzentriert.

Der Hauptplatz von Lima

Ein katholisches Fest

Museum Largo

Das Museum Largo bot eine sehr breit gefächerte Ausstellung präkolumbischer Fundstücke.

Eine Vase mit der Darstellung eines Menschenopfers. Diese waren bei den Inkas zur Besänftigung der Götter üblich.

Goldener Schmuck, der bei der Abhaltung von Ritualen getragen wurde.

Fuente Magica

Abends erfreuten sich die Leute von Lima an den magischen Brunnen (Fuente Magica). Mehrere riesige, aus Wasserfontänen bestehende Brunnen waren in den verschiedensten Farben beleuchtet und boten lohnende Fotosujets.

Per Flugzeug erreichte ich Cusco, die alte Inka-Hauptstadt auf 3‘400 m.ü.M. Für die Spanier war Cusco der Ausgangspunkt, von dem sie die Kolonialisierung und Christianisierung des gesamten Andenraums vorantrieben. Sie bauten auf den Ruinen der Inka-Architektur grossartige Kirchen und Klöster. Die Indios wurden gezwungen, ihre eigenen Tempel Stein für Stein abzutragen und das Material für die Spanischen Gebäude einzusetzen. Welch eine Erniedrigung. Das Essen von Meerschweinchen ist im gesamten peruanischen und bolivianischen Andenraum üblich. Sogar in der Kathedrale von Cusco ist das Hauptgericht auf dem Bild des letzten Abendmahls ein Meerschwein. Wenn es schon Jesus und seinen Jüngern gut genug war, wollte ich dieses Gericht ebenfalls probieren. Obwohl das Tier so niedlich aussieht, hat sein Fleisch eine dichte Konsistenz.

So wird in Peru ein Meerschwein serviert.

Machu Picchu

Machu Picchu wurde auf einem steilen Berg in einer spektakulären Landschaft gebaut. Rings um Machu Picchu ragen weitere steile Berge auf, die durch tiefe Schluchten getrennt sind, durch die sich wilde Flüsse winden. Es gibt verschiedene Arten, das Dorf Aguas Caliente, das Machu Picchu am nächsten liegt, zu erreichen. Die 4-Tages-Wanderung auf dem Inka-Trail ist wahrscheinlich die eindrücklichste, aber auch beschwerlichste Art. Da alle 500 Tickets für den Inka-Trail an denen für mich in Frage kommenden Tagen ausverkauft waren, war diese Option nicht mehr erhältlich. Ich entschied mich für die einfachste und teuerste Variante und nahm den Zug, der in 1.5 Stunden dem Tal des Flusses Rio Urubamba folgend nach Aguas Caliente fuhr. Das Dorf bietet neben Übernachtungsmöglichkeiten für jedes Budget auch gute Restaurants. Da für mich Machu Picchu einer der Höhepunkte meiner Südamerika-Reise war, kaufte ich gleich Eintritts-Tickets für zwei Tage, was anscheinend sonst fast niemand machte. Für den ersten Tag kaufte ich mir die Zusatzoption „Montana“ dazu, damit ich einen der Berge um Machu Picchu besteigen konnte und so dieses UNESCO Weltkulturerbe auch von oben bestaunen konnte.

Die ersten Busse ab Aguas Caliente fuhren bereits um 5:30 los, damit man rechtzeitig zur Öffnung von Machu Picchu um 6 Uhr eintraf. Da viele Leute bei den Ersten sein wollten, musste ich bereits um 5 Uhr bei der Busstation sein, um im ersten oder zweiten Bus nach Machu Picchu zu fahren. So früh morgens war Machu Picchu in Nebelschwaden gehüllt, die sich fortwährend bewegten, was den mystischen Eindruck noch verstärkte.

Am späten Vormittag klarte das Wetter jeweils auf. Danach genoss ich zwei perfekte Sonnentage, die mir erlaubten, tolle Fotos zu schiessen, wie die Bilder zeigen.

Die berühmte Sicht auf Mach Picchu

Machu Picchu von einem der umliegenden Berge gesehen

Die Steine der Mauern sind exakt aufeinander abgestimmt. So kommt die Mauer ohne Mörtel aus und ist erdbebensicher.

Nach intensivem Studium aller bekannten Fakten nehmen die Forscher an, das Machu Picchu ein Rückzugsort für die Inka-Elite war. Dieser Ort ist rund 1‘000 Meter tiefer als Cusco und daher herrschen viel angenehmere Temperaturen als im kühlen Cusco. Das Tragen von Metallen bedeutete Macht und war daher nur den höchsten politischen und religiösen Führern vorenthalten. So war es logisch, dass die besten Metallbearbeiter aus dem Inka-Reich nach Machu Picchu gebracht wurden, um zentral ihre wichtige Funktion ausschliesslich für diese Elite auszuüben.

Das Heilige Tal

Nach dem Besuch von Machu Picchu verbrachte ich eine Woche im Heiligen Tal (Sacred Valley). In diesem Tal befinden sich einige historische kleinere Städte und Inka-Ruinen. Hier besuchte ich lokale Märkte, in denen alle Erzeugnisse der Region angeboten wurden.

Auf einem Markt in Peru. Hier gibt es bloss eine Sorte Käse.

In Südamerika gibt es hunderte von Maissorten.

Mir schmeckte die Schokolade aus lokalen Kakaobohnen mit Coca-Bestandteilen sehr. Eine weitere Schokolade enthielt Salz aus den lokalen Salzminen, zu denen ich zusammen mit einem Amerikaner wanderte. Dieser Mann lebte sehr einfach. Er gab mir Tipps, wo man für 1.30 USD essen und gebrauchte Kleider kaufen konnte.

Salzminen von Maras

Die Salzminen von Maras. Das Salz wird durch die Verdunstung des natürlichen Salzwassers in der Sonne gewonnen.

Auf einer Wanderung in der Nähe des Heiligen Tals bei Cusco.

In den lokalen Bussen roch es zeitweise wie in einem Kuhstall. Nicht alle Peruaner haben jederzeit Zugang zu frischem Wasser.

Titicaca-See

Eine siebenstündige Busreise führte mich von Cusco zur peruanischen Seite des Titicaca-See’s. Dieser See befindet sich auf rund rund 3‘800 m.ü.M. und ist damit der höchste See der Welt mit regelmässigem Schiffsverkehr. Leider war das Wetter meist regnerisch und kalt. Ich unternahm einen zweitägigen Ausflug auf den See. Zuerst besuchten wir Leute, die auf eigens gefertigten Schilfinseln leben und mit Schilfbooten den See befahren.

Eine Schilfinsel auf dem Tititcaca-See.

Da Schilf sich mit der Zeit mit Wasser vollsaugt, müssen die Inseln und Boote alle sechs Monate erneuert werden, was sehr aufwändig ist. Andererseits werden diese Leute sehr alt, da sie sich jeden Tag von Fisch ernähren, keinen Alkohol trinken und sehr saubere Luft atmen. Zudem kennen sie auf dem See keinen Stress. Übernachtet haben wir bei Familien. Das Essen war sehr einfach und eine Dusche gab es im ganzen Haus auch nicht. Vor ein paar Jahren erhielten die Familien Solar-Panels, sodass sie nachts ein wenig Licht haben und sie ihre Mobiltelefone aufladen können. Trotz dem einfachen Leben haben sie immer ein Lachen auf dem Gesicht.

Eine Bewohnerin der Amantani Insel auf dem Titicaca-See

Wieder zurück auf dem Festland, fuhr ich mit dem Bus zur bolivianischen Seite des Sees. Das wolkenverhangene Wetter verstärkte die Trostlosigkeit dieser Gegend. Überall standen halbfertige Häuser ohne Fenster und Türen wie Ruinen in der Landschaft. Armierungseisen ragten offen in den Himmel. Die Backsteine waren weder verputzt noch bemalt, denn dafür fehlte das Geld. Überall lag Abfall.