April 2021
Als Teil meines dreimonatigen Aufenthalts in Costa Rica wollte ich den wenig bereisten La Amistad International Park besuchen, dessen Gebiet teilweise in Costa Rica und teilweise in Panama liegt.
Da der Park sehr abgelegen und echte Wildnis ist, war es mir nicht möglich, den Park zu besuchen. Ich fand das Gemeinschaftsprojekt AsoProLa, das Wanderungen tief in den Park zu einem Ort namens Valle de Silencio organisiert.
Ich war jedoch enttäuscht und möchte andere Besucher über meine Erfahrungen mit dieser Organisation informieren.
Nachdem ich AsoProLa über die auf ihrer Website angegebene Whatsapp-Nummer kontaktiert hatte, beantwortete eine Freiwillige namens Marilyne aus Kanada alle meine Fragen, und ich vereinbarte mit ihr den Zeitpunkt meiner Ankunft und den Zeitraum der Wanderung.
Ich nahm den Bus nach Tablas und stieg beim Restaurant Soda El Rancho aus, wo ein Fahrer mit einem Pick-up mich zur Posada La Amistad brachte, die von AsoProLa in einem Dorf namens Altamira betrieben wird.
Ich kam am Montag an und wollte am Dienstag oder Mittwoch loswandern. Nach der Ankunft wurde mir mitgeteilt, dass die Hütte im Valle del Silencio zu dieser Zeit mit Wissenschaftlern besetzt sei und ich erst am Freitag auf die Wanderungen gehen könne. Das ärgerte mich, denn dadurch verlor ich 2-3 Tage, da es in Altamira nicht so viel zu tun gab. Da ich bereits in Altamira war, blieb mir nichts anderes übrig, als die Verschiebung zu akzeptieren.
Caminata Gigantes del Bosque
Ich verbrachte einen Tag mit einer Wanderung namens Caminata Gigantes del Bosque. Sie beginnt am Parkeingang, der etwa 50 Minuten Fussweg von Altamira entfernt liegt. Die Weg ist 1,5 km lang und führt durch einen Wald am Rande des Parks. Ich begegnete interessanten Insekten und Schmetterlingen.
AsoProLa Gemeinschaftsprojekt
Eines Tages half ich beim Pflanzen von Kaffeesetzlingen.
Wanderung zum Valle de Silencio
Am Freitag begannen wir die 3-tägige Wanderung zum Valle de Silencio. Ich war allein mit meinem Führer Elio, der Teil des Gemeinschaftsprojekts AsoProLa war. Ich habe in Costa Rica oft an Touren teilgenommen, die von ausgebildeten Führern geleitet wurden. Ferngläser waren bei jeder Tour dabei, denn ein Fernglas ist oft die einzige Möglichkeit, die Tiere zu sehen. Aber bei dieser Wanderung war alles anders. Elio hatte keine Ausbildung als Fremdenführer und kein Fernglas dabei. Ich merkte schnell, dass er nicht daran interessiert war, mir etwas über die Tiere, Pflanzen und die Landschaft beizubringen. Stattdessen war er die meiste Zeit mit seinem Handy beschäftigt, um seine anderen Geschäfte zu besprechen. Wenn ich etwas wissen wollte, musste ich ihn fragen, da er nur selten etwas von sich aus erklärte.
Ich weiss nicht, warum sich die Organisation für Elio entschieden hat, da ich in der Posada La Amistad einen ausgebildeten Führer mit grossem Wissen angetroffen hatte. Er wäre sicherlich ein viel besserer Führer gewesen.
Solange Elio eine Mobiltelefonverbindung hatte (bis zum Cerro Quemado auf 2’250 Metern), war er oft am Telefonieren. Da er laut in das Telefon sprach, verscheuchte er wahrscheinlich die Vögel und andere Tiere. Laut Broschüre konnte ich unter anderem Tukane, Spechte und Weissgesichtsaffen beobachten, aber ich habe kein einziges Tier gesehen.
Wir kamen an mehreren Fotofallen vorbei, die die Wissenschaftler aufgestellt hatten.
Die Überreste eines Igels, der einem Raubtier zum Opfer fiel
Auf dem Weg war ich oft für längere Zeit ganz allein, da Elio mit seinem Telefon beschäftigt war oder nicht auf mich wartete, während ich fotografierte.
Bevor wir die Hütte erreichten, kamen wir in ein Gebiet, in dem es laut Broschüre viele Jaguare, Tapire und Quetzale gibt, aber natürlich haben wir keine gesehen. Der ausgebildete Führer, den ich in Altamira traf, erzählte mir, dass er in 11 Jahren nur viermal einen Tapir gesehen hatte. Man sollte also nicht erwarten, eines der grossen Tiere zu sehen.
Wir erreichten das Refugio nach dem Mittag. Natürlich gibt es keine Mobilfunkverbindung (und damit kein Internet) und keinen Strom. Das Wasser ist kalt.
Blick von der Terrasse
Mein Bett. In der Nacht war es sehr kalt. Deshalb war ich dankbar, dass mir zwei Schlafsäcke zur Verfügung gestellt wurden.
Nach dem Mittagessen wanderten wir zu einem Ort namens Laguna, einem Teich im Wald.
Nach dem Abendessen ging ich mit einer Taschenlampe auf die Suche nach dem endemischen Frosch.
Zuerst sah ich andere Kreaturen.
Ich versuchte, von Elio weitere Informationen darüber zu erhalten, wo der Frosch zu finden ist und wie er aussieht, aber ich bekam keine brauchbaren Informationen. Elio gab es auf, einen zu finden, aber ich suchte weiter.
Endlich fand ich einen!
Wanderung zum Jardin (Garten)
Nach dem Frühstück sind wir zum Jardin gewandert.
Die Spuren eines Jaguars
Die Vegetation war wirklich beeindruckend!
Eine ungiftige Schlange
Schliesslich erreichten wir den Jardin. Es ist eine offene Fläche, deren Boden sehr weich ist, da er von unzähligen Pflanzen bedeckt ist.
Auf dem Rückweg. Ich war meistens allein in dieser Wildnis, da Elio nirgends zu sehen war. Das war rücksichtslos, denn ich hätte mich durch einen Sturz oder eine Begegnung mit einem Tier verletzen können.
Einmal habe ich einen Tapir gerochen, aber da Elio nicht in der Nähe war, habe ich mich nicht getraut, nach ihm zu suchen. Wenn Elio bei mir gewesen wäre, hätten wir den Tapir vielleicht gesehen.
Nach dem Abendessen haben wir wieder nach den Fröschen gesucht. Elio gab sehr schnell auf.
Ich habe gelernt, dass man erst ab 19:30 Uhr nach langer Suche einen Frosch finden kann.
Dieses Mal habe ich sogar zwei gesehen.
Auf dem Rückweg ins Dorf Altamira
Sobald wir das Refugio verliessen, verschwand Elio im Wald. Ich war ganz allein und rief nach ihm, erhielt aber keine Antwort. Da ich stürzen und mich verletzen oder auf eine giftige Schlange treffen könnte, war sein Verhalten verantwortungslos. Er teilte mir vorher auch nicht mit, dass er vorhatte, mich zurückzulassen. Schliesslich traf ich ihn am Cerro Quemado, wo er wieder eine Mobilfunkverbindung hatte. Er erzählte mir dann, dass er sich beeilte, weil er wichtige Anrufe tätigen musste. Von da an telefonierte er ständig mit anderen Leuten, ohne auf mich zu achten. Ich akzeptierte sein Verhalten nicht und sagte ihm, dass die Tour noch nicht zu Ende sei und ich erwarte, dass er mir die Vögel zeigt, die in der Broschüre erwähnt wurden. Obwohl in der Broschüre stand, dass man den Quetzal und den Trogon sehen könnte, haben wir keine gesehen. Ohne Fernglas war es sowieso fast unmöglich. Später telefonierte er wieder.
Diese Stangen markieren die Wegkilometer.
Mein Führer unter den Lianen.
Als wir an der Rangerstation ankamen, erwartete ich, dass das Auto auf uns warten würde, um uns zurück nach Altamira zu bringen. Aber das Auto war nicht da. Ich hatte den Eindruck, dass er vergessen hatte, das Auto zu bestellen.
Das Auto kam erst nach 50 Minuten Wartezeit. Später erfuhr ich bei AsoProLa, dass es nicht Elios Schuld war, da das Auto ein Problem hatte.
Der Wald war sehr eindrücklich. Es ist ein Märchenwald mit all dem Moos, umgestürzten Bäumen, Farnen, Orchideen und dem endemischen Frosch. Deshalb bin ich froh, dass ich diese Wanderung gemacht habe. Andererseits kann ich diese Wanderung mit AsoProLa nicht empfehlen, da sie die Wanderung anfangs um ein paar Tage verschoben hat und Elios Verhalten nicht akzeptabel ist. Es war gefährlich, mich allein im Wald zu lassen. Ausserdem erhielt ich nicht die Informationen und die Aufmerksamkeit, die ich erwartet hatte. Vorallem, da die Tour nicht billig war (ich habe 340 USD bezahlt). Ich hatte den Eindruck, dass Elio kein leidenschaftlicher Führer ist. Für ihn war es nur ein Job, den er mit so wenig Aufwand und Zeit wie nötig erledigen wollte.